BLACKOUT – WENN DER STROM NICHT MEHR FLIESST

Unsere Welt steht unter Strom – Tag und Nacht. Wir verlassen uns darauf, dass die Waschmaschine läuft, wenn wir möchten, die Lichter angehen, wenn wir sie einschalten und der Computer läuft, wenn wir arbeiten sollen. Das Ausmaß der Strom-Abhängigkeit ist uns gar nicht bewusst. Was, wenn der Strom plötzlich weg ist? 

Text: Ursula Fehle

Ein Nager war diesen März in Feldkirch der Übeltäter. Er hatte geglaubt, der städtische Trafo wäre ein guter Snack. Das Ergebnis: In der gesamten Innenstadt fiel der Strom aus. Nur für rund 45 Minuten. Dennoch verbreitete sich in der Stadt eine eigenartige Stimmung. In den Büros liefen die Computer nicht mehr, in den Geschäften fielen die Lichter und die Kassen aus. Die Leute versammelten sich getrieben von Neugier und Ratlosigkeit in den Straßen. Nur ein Hauch von dem, was ein totales Blackout bedeuten würde. 


Sichere Stromversorgung 

In Österreich ist die Stromversorgung im Allgemeinen sehr gut gesichert. Zu Ausfällen kommt es sehr selten und wenn, nur punktuell. Laut EU-Ländervergleich zählt Vorarlberg zu jenen Ländern, die über eine sehr hohe Versorgungssicherheit verfügen. Nur 2,2 (2020) beziehungsweise 5,6  (2021) Minuten war die Versorgung in den letzten beiden Jahren unterbrochen. Im Vergleich dazu: Der österreichweite Jahresschnitt lag bei 26 Minuten. Der Blick auf andere europäische Länder zeigt, wie stabil die Netzversorgung in Vorarlberg/Österreich ist. In Polen fiel der Strom im Jahresschnitt rund 180 Minuten aus, in Frankreich 49, in Tschechien 73. Nur die Schweiz und Deutschland sind mit neun und acht Minuten im Ländervergleich besser als Vorarlberg. vorarlberg netz versorgt die Endverbraucher also zuverlässig, Tag aus Tag ein, mit Strom. Der hohe Verkabelungsgrad der Verteilernetze, Umschaltmöglichkeiten im Störungsfall, ständige Wartung/Instandhaltung und laufende Investitionen in den Ausbau, sorgen laut vorarlberg netz für diese stabile Stromversorgung. Denn was unbedingt vermieden werden will, ist  eben ein längerer Stromausfall. Hierzu  hat die Johannes Kepler Universität Berechnungen erstellt. Ein 24-stündiger Stromausfall an einem Wochentag würde einen Schaden von über einer Milliarde Euro verursachen.


Stromausfall oder Blackout 

Punktuelle Stromausfälle im Kleinen, hat schon jeder erlebt. Nach wenigen Sekunden/Minuten ist der Strom meist wieder da. Bei einem Blackout handelt es sich ebenso um einen Stromausfall. Die Dimensionen sind jedoch andere. Bei einem Blackout kommt es zu einem europaweiten Stromausfall. Der Strom wird nicht nur wenige Minuten weg sein, sondern für einen längeren Zeitraum. Wie lange, hängt von der Ursache (Netzausfall wegen Überlastung, Cyberangriff, Naturkatastrophe) und der Schwierigkeit ihrer Behebung ab. Es wird von einem Tag bis zu einer Woche ausgegangen. Wenn der Strom ausfällt, dann heißt es für alle Bürger Ruhe bewahren. Das betont Herbert Knünz, Geschäftsführer Zivilschutzverband Vorarlberg im Gespräch (siehe Interview). Zuerst sollte auch geprüft werden, ob es sich um einen regulären Stromausfall handelt oder doch um ein Blackout. In der Infobroschüre „Blackout und dann?“ des österreichischen Bundesheeres, wird beschrieben, anhand welcher Punkte erkannt werden kann, ob es sich um ein Blackout handelt:

  • Check der eigenen Stromversorgung (FI-Schalter im Sicherungskasten)
  • Check meiner Umgebung (Licht bei Nachbarn, Straßenbeleuchtung)
  • Check der Erreichbarkeit anderer Personen (Handy, Festnetz, Internet)
  • Check Verkehrsfunk (Ö3, Radio), ob Tunnel gesperrt werden müssen.

Wenn der Strom weg ist, wird auch das strombetriebene Radiogerät zuhause nicht funktionieren. Das Autoradio ist jedoch noch einsatzfähig. Um sich also zu informieren, könnte im ersten Schritt das Radio im Auto genutzt werden. Auf längere Sicht – für die Dauer des Blackouts – wäre es aber besser, ein batteriebetriebenes Radio zu nutzen, um informiert zu bleiben. Wenn also im eigenen und in den Nachbarhäusern keine Lichter mehr brennen, die Straßenbeleuchtung (angenommen das Blackout tritt in den Abendstunden ein) weg ist, weder Internet noch Mobilfunk funktionieren, dann kann mit ziemlicher Sicherheit von einem Blackout ausgegangen werden.


Abhängig vom Strom 

Das moderne Leben steht unter Strom. Die Abhängigkeit von einer funktionierenden Stromversorgung ist enorm und wächst tagtäglich. Das Ausmaß dieser Abhängigkeit und somit auch das Ausmaß eines Blackouts ist vielen Menschen nicht bewusst. Das normale Leben wäre dann nicht mehr möglich. Diese Abhängigkeit war nicht immer gegeben. Erst vor 130 Jahren hat der Strom in die Straßen, Haushalte und aller Leben langsam Einzug gehalten. Die Gebrüder Mayer aus Schruns waren die Ersten, im Jahre 1895, die ein Kraftwerk errichteten, um die erzeugte Energie auch an Abnehmer zu veräußern. (Quelle Wirtschaftsarchiv). Schruns war somit auch eine der ersten Gemeinden in Vorarlberg, die über eine lokale Stromversorgung verfügte. Erst im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts hielt der Strom in alle Dörfer und Haushalten Einzug. Vor 100 Jahren hätte ein Blackout also kaum eine Rolle gespielt, wäre von der breiten Bevölkerung wahrscheinlich unbemerkt geblieben. Dieses kleine Gedankenspiel kann eventuell in der tatsächlichen Situation eines Blackouts helfen zu erkennen, das Leben kann auch ohne Strom funktionieren – zumindest zeitweise. 


Camping Urlaub zuhause  

Genau so beschreibt das Bundesheer das Szenario auf das sich alle Bürger vorbereiten sollten. Man stelle sich vor, man würde zwei Wochen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden planen, wie könnte das ablaufen, was würde man brauchen? Kein Luxus-Campen wohlgemerkt, sondern sehr ursprüngliches campen, ohne gesicherter Wasserversorgung und ohne Abwasserentsorgung. Warum zwei Wochen, wenn davon ausgegangen wird, dass nach einer Woche die Stromversorgung wieder möglich sein sollte? Weil die Stromversorgung stufenweise wieder aufgebaut wird. Nicht auf einen Schlag. Das Bundesheer und auch der Vorarlberger Zivilschutzverband stellen hier Listen zur Verfügung. Hier eine kleine Aufstellung:

  • Wasser (mind zwei Liter pro Person und Tag)
  • haltbare Lebensmittel (Nudeln, Reis, Konserven) 
  • einfache Licht- und Energiequellen (Kerzen, Zünder, Stirnlampen, Taschenlampen und genügend Batterien)
  • Medikamente, Hygieneartikel und Erste-Hilfe-Material
  • Gaskocher, Grill, Brennpaste 
  • Bargeld in kleinen Scheinen oder Münzen
  • batteriebetriebenes Radio 
  • vollgetanktes bzw. vollgeladenes Auto
  • alternative Heizmöglichkeiten prüfen
  • Notfallplan mit Familie und Verwandten besprechen


Der Ernstfall 

Wie der Ernstfall konkret aussehen wird, kann nicht gesagt werden. Das wird von Zivilschutzverband und Bundesheer auch genau so kommuniziert. Da aber sämtliche Lebensbereiche elektrische Energie benötigen, wären die Auswirkungen zunächst gravierend. Herbert Knünz erklärt im Interview wie gut vor allem vorarlberg netz auf diesen Fall vorbereitet ist und, dass auch die Ausgangssituation eine bessere ist als manch andernorts, da Vorarlberg über schwarzstartfähige Kraftwerke verfügt. Das Bundesheer ist für solche Situationen ebenso vorbereitet und würde bei einem Blackout zum Einsatz kommen. Mit Dieselaggregaten würden sie die Stromversorgung unterstützen. Außerdem sollen laut Bundesministierium für Landesverteidigung bis 2024 zwölf Kasernen in ganz Österreich – in Vorarlberg wäre das die Walgau-Kaserne – zu autarken Sicherheitsinseln werden. Das bedeutet: Die Kasernen wären dann unabhängig von der Energieversorgung und auch der Verpflegung von außen. In einem weiteren Entwicklungsschritt, der nicht bis 2024 abgeschlossen sein wird,  sollte es den zwölf Kasernen möglich sein, Externe mit Energie zu versorgen. 

Das Land Vorarlberg hat 2021, um sich besser für ein Blackout zu rüsten, die Südtiroler Firma Securplan mit der Erarbeitung eines Sicherheitskonzeptes beauftragt. Angekündigt wurde die Projekt-Einbindung von Bund, Land, Bezirkshauptmannschaften, Gemeinden und Blaulichtorganisationen. Außerdem sollten Wirtschaft und Bevölkerung angesprochen werden. Das Konzept soll bis Ende erstes Quartal 2022 fertiggestellt werden. Auf Nachfrage zum Status Quo erhielt Haus&Grund keine Rückmeldung. Das Bundesheer bringt es auf den Punkt: „Entscheidend für eine sichere Bewältigung eines Blackouts ist, dass die Bevölkerung selbst vorgesorgt hat und richtig handelt. Wie stark ein Blackout unser Leben in Mitleidenschaft zieht, hängt von jedem und jeder selbst ab.”


 Weitere Informationen

Wie man sich auf den Ernstfall vorbereiten kann, ist auf der Website des Vorarlberger Zivilschutzverbandes nachzulesen.

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Interview mit Zivilschutzverband
Herbert Knünz setzt sich beruflich mit Ausnahmesituationen wie zum Beispiel einem Blackout auseinander. Dass Panik nichts bringt und Vorbereitung das beste Mittel dagegen ist, erklärt er im Gespräch mit Haus & Grund.
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