
EIN JAHR BESTELLERPRINZIP
WENIG GRUND ZU FEIERN
Das Hätte-Prinzip
Die Frage darf gestellt werden: Hätte es andere Lösungsansätze gegeben? Ja, hätte es! Es wurde auch versucht, diese Alternativvorschläge durchzubringen und sie wurden auch an die Entscheidungsträger herangetragen. So waren sich schon 2022 (die VEV berichtete) VEV-Präsident RA. Dr Markus Hagen, sowie Bruno Erhart, Immobilienfachberater sREAL Dornbirn und auch Immobilienmakler Reinhard Götze einig, dass zum Beispiel die Teilung der Provisionskosten – eine Bruttomonatsmiete zahlt der Vermieter, eine der Mieter – eine faire Lösung wäre. So hätte auch weiterhin der Dienstleistungsgedanke in beide Richtungen – vom Makler zum Vermieter, vom Makler zum Mieter – seine Berechtigung gehabt. Jeder zahlt gleich viel, jeder bekommt dafür die gleich gute Leistung.
Negativbeispiele ignoriert
Österreich ist nicht das erste Land, das dieses Bestellerprinzip eingeführt hat. Man hätte mit einem Blick über den Tellerrand also leicht überprüfen können, ob es ein Erfolgsrezept oder doch eher ein Rohrkrepierer ist. Die Lieblingsnachbarn der Österreicher, die Deutschen, haben diese Regelung 2015 eingeführt. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es das Bestellerprinzip, dort ist es auch und vor allem beim Immobilienkauf- und verkauf von Bedeutung.
Zurück zu Deutschland. Seit 2015 kann dort also betrachtet werden, welche Wirkkraft das Bestellerprinzip hat. Leider ist diese für das Vorhaben der Kostenerleichterung für Mieter bescheiden. Die Mieten sind gestiegen, viele Makler haben sich neuorientiert und auf das Kauf- und Verkaufsgeschäft von Immobilien ausgerichtet und tatsächlich sind auch weniger Wohnimmobilien am Markt.
Im besten Fall: Nicht geschadet
Wer milde ist, würde nach einem Jahr Bestellerprinzip wohl so urteilen, dass es im besten Fall nicht viel geschadet hat, gebracht aber auch nicht. Das Bestellerprinzip ist ein weiteres Mal ein Beispiel dafür, dass gerade hinsichtlich der Vermietung Ergebnisse nicht erzielt werden, wenn der Fokus nur auf die Mieter gerichtet wird. Gute Lösungen müssen immer Vermieter und Mieter berücksichtigen und für beide eine Verbesserung bringen. Doch das ist unpopulär, passt nicht zu den politischen Plattitüden. Der Keil wird gerne zwischen Mieter und Vermieter getrieben – weil es leicht ist. Doch Maßnahmen mit tatsächlich positiver Wirkung müssen für beide funktionieren.
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