WER DARF MITREDEN? 

GREMIEN ERFOLGREICH ENTWICKELN.

Raumentwicklung heißt eine der großen Herausforderungen für Gemeinden, Städte, Regionen und Länder. Deshalb gewinnen Gremien in diesem Zusammenhang an Bedeutung. 2023 gab die Abteilung Raumplanung und Baurecht des Amtes der Vorarlberger Landesregierung, zum Projekt Raumentwicklung 4.0    zur Integration sozialer Aspekte in planerische Gremien – einen Forschungsbericht mit dem Titel „Gremien erfolgreich entwickeln“ heraus. Ein Einblick in dieses Papier. 

Text: Ursula Fehle


Zuerst zum Begriff Gremium, der oft bedient, doch nur selten erklärt wird: Ein Gremium ist eine Gruppe von Personen, die zu einem bestimmten Zweck zusammen kommt, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen, Empfehlungen auszusprechen oder bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Gremien können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, wie in der Politik, Verwaltung, Wirtschaft oder auch eben in der Raumentwicklung. Sie können aus Experten verschiedener Fachrichtungen bestehen und dienen oft dazu, unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Gremien, als formelle Gruppen oder Ausschüsse, die sich mit spezifischen Themen oder Aufgaben befassen, sind in vielen Organisationen und Projekten ein wichtiges Instrument. Gremien sind nicht immer notwendig, in folgenden Situation jedoch sinnvoll. 

  1. Komplexe Entscheidungsfindung: 
    Wenn Entscheidungen vielschichtig sind und verschiedene Interessen und Fachkenntnisse erfordern, können Gremien durch die Bündelung von Expertise effektivere Lösungen finden.
  2. Repräsentation verschiedener Stakeholder: 
    In Situationen, in denen es wichtig ist, dass verschiedene Interessengruppen oder Abteilungen repräsentiert werden, sorgen Gremien für eine ausgewogene Vertretung und fördern das Verständnis zwischen den Gruppen.
  3. Spezialisierung auf bestimmte Themen: 
    Gremien sind besonders nützlich, wenn spezielle Kenntnisse erforderlich sind, die außerhalb des üblichen Wissensbereichs der Hauptorganisation liegen. Sie können sich intensiver und detaillierter mit spezifischen Themen auseinandersetzen.
  4. Kontinuität und Nachhaltigkeit: 
    Gremien helfen dabei, über einen längeren Zeitraum kontinuierlich an einem Thema zu arbeiten. Dies ist besonders wichtig bei langfristigen Projekten oder Initiativen, bei denen Konsistenz und nachhaltige Aufmerksamkeit erforderlich sind.
  5. Transparenz und Verantwortlichkeit:
    Gremien können dazu beitragen, die Transparenz von Entscheidungsprozessen zu erhöhen und Verantwortlichkeiten klar zu definieren, indem sie regelmäßig Berichte und Updates an übergeordnete Stellen oder die Öffentlichkeit liefern.
  6. Risikomanagement: 
    In Situationen, die ein hohes Risiko bergen, können Gremien durch die Zusammenführung von Fachwissen helfen, Risiken zu identifizieren, zu analysieren und Strategien zu ihrer Minderung zu entwickeln.
  7. Konfliktlösung:
    Wenn Konflikte innerhalb einer Organisation oder zwischen Stakeholdern bestehen, können Gremien als neutrale Plattform dienen, um Lösungen zu erarbeiten und Kompromisse zu fördern.
  8. Gesetzliche oder regulatorische Anforderungen: 
    In einigen Fällen sind Gremien aufgrund gesetzlicher oder regulatorischer Vorgaben erforderlich, um sicherzustellen, dass eine Organisation den Bestimmungen entspricht.

Gremien, können dazu beitragen, dass Organisationen/Körperschaften effizienter und effektiver arbeiten, indem sie sicherstellen, dass Entscheidungen wohlüberlegt sind und verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden können!


Das ideale Gremium

  1. Fachexperten: 
    Personen mit Fachkenntnissen in relevanten Bereichen wie Architektur, Stadtplanung, Verkehrsplanung, Sozialwissenschaften, Ökonomie, Rechtswissenschaften usw.

    Vertreter der Politik und Verwaltung: 
    Personen, die politische Entscheidungen repräsentieren und umsetzen können.

  2. Vertreter von Interessengruppen und Stakeholdern: 
    Personen, die die Interessen verschiedener Gruppen und Gemeinschaften vertreten, um eine breite Akzeptanz und Beteiligung sicherzustellen.

  3. Experten für sozialräumliche Themen: 
    Personen, die soziale Aspekte und Nachhaltigkeit in der Raumentwicklung verstehen und fördern können.

  4. Projektmanager und Koordinatoren: 
    Personen, die die Organisation und Durchführung von Projekten im Gremium unterstützen und koordinieren.

Gremien erfolgreich entwickeln 

Der Titel des Forschungsberichts gibt Hinweis darauf, dass Gremien oftmals mit einem negativen Image zu kämpfen haben, als träge oder ineffizient wahrgenommen werden. Im Bericht wird festgehalten wie sich die Gremienbesetzung bereits seit den 1990er-Jahren jedoch positiv entwickelt hat und immer breiter besetzt wird. Der Bericht greift oben genannte Punkte (warum Gremien) auf und fokussiert sich auf die Entwicklung von Gremien. Sprich: Komplexe Fragestellungen, wie sie in der Raumentwicklung vorhanden sind, müssen sich auch in der vielseitigen Besetzung – inter- und transdisziplinär – der Gremien spiegeln. Raumentwicklung ist etwas, das alle betrifft, deshalb sollten Gremien als Beispiel nicht ausschließlich aus Vertretern von Raumplanung und Architektur zusammengesetzt sein. Die genaue Zusammensetzung eines Gremiums sollte darauf abzielen, eine Vielfalt an Perspektiven, Fachkenntnissen und Erfahrungen zu gewährleisten, um fundierte Entscheidungen zu treffen und eine ganzheitliche Betrachtung der Raumentwicklung sicherzustellen. 


Und Laien? 

Das Papier betrachtet auch die mögliche Besetzung von Privatpersonen in Gremien. Sie könnten sowohl als Vertreter von Bürgerinitiativen, Anwohnergruppen oder anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen eingebunden werden, als auch aufgrund ihres Engagements und ihrer lokalen Expertise. Die Einbindung könne eine breitere Partizipation und Akzeptanz in den Entscheidungsprozessen fördern und stelle sicher, dass die Stimmen und Bedürfnisse der Bürger angemessen berücksichtigt werden. Die Beteiligung von Laien oder Nicht-Experten könne weitere Perspektiven einbringen, was Entscheidungen praxisnah und bürgernah gestalten könne. Jedoch müsse die Auswahl von Privatpersonen (wie bei allen Gremiumsmitgliedern) für Gremien transparent und nachvollziehbar erfolgen, um die Legitimität und Vielfalt der Gremienarbeit zu gewährleisten. Um eine effektive Beteiligung zu ermöglichen, sollten Laien angemessen unterstützt und durch mögliche Schulungen, Informationsmaterialien und moderierte Diskussionen vorbereitet werden. Dies kann nicht nur die Legitimität und Transparenz der Entscheidungsprozesse stärken, sondern auch sicherstellen, dass verschiedene Interessen und Bedürfnisse in den Gremien angemessen berücksichtigt werden.


Kein Patentrezept 

Der Bericht bezieht Raumentwicklungsgremien in Österreich, Deutschland, Schweiz und Liechtenstein ein, betrachtet deren Ziele, Aufgaben, Funktionsweisen und auch Herausforderungen und versucht daraus Empfehlungen abzuleiten. Ein Patentrezept zur Besetzung von Gremien ergibt sich daraus nicht. Jedoch ein Kriterienkatalog für die Zusammensetzung von Gremien: Fachliche Kompetenz, Vielfalt der Perspektiven, Engagement und Motivation, Unabhängigkeit und Neutralität, Transparenz und Partizipation, Kontinuität und Erfahrung, Kommunikations- und Teamfähigkeit. Finden diese Kriterien Berücksichtigung sei die Basis für fundierte Entscheidungen gegeben. 


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