
VON DER TRISTEN ALTSTADT ZUM STAATSPREISTRÄGER
Zentrum Hohenems – © Foto:Lukas Schaller
Owning Your Brand’s Social Community Drives More Shoppers and Sales
Der Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2024 würdigt herausragende Projekte, die klimafreundliches, energieeffizientes und ressourcenschonendes Bauen und Sanieren fördern. Am 25. Juni 2024 wurden in Wien durch das Klimaministerium erneut Projekte ausgezeichnet, die diese Kriterien vorbildlich erfüllen. Mit insgesamt 83 Einreichungen unterstreicht der Preis die Bedeutung nachhaltiger Bauprojekte in Österreich. Unter den Preisträgern ist auch die Revitalisierung der Altstadt von Hohenems, die als Paradebeispiel für die gelungene Kombination von historischer Bausubstanz mit modernen, nachhaltigen Ansätzen hervorsticht. Neben Hohenems wurden das Wien Museum und die Wohnhausanlage „Wir InHAUSer Salzburg“ ausgezeichnet.
Altstadt Hohenems: Ein Erfolgsmodell
Die Revitalisierung der Altstadt von Hohenems ist ein Beispiel dafür, wie alte Bausubstanz mit neuem Leben gefüllt werden kann. Wie revitalisierter Altbau, eine Stadt wieder zum Leben erweckt, ohne dabei einen architektonische Kahlschlag und in weiterer Folge eine architektonische Gleichschaltung zu tätigen. Neubauten werden dort gesetzt, wo sie unbedingt notwendig sind. Das Projekt begann vor über zehn Jahren (2012/2013) mit dem Ziel, die alten, leerstehenden Gebäude wiederzubeleben. Schadenbauer erinnert sich: „Ich wusste damals nicht, was auf uns zukommt. Viele haben gesagt, das kannst du vergessen, das wird niemals funktionieren. Aber ich wollte was tun.”
Schadenbauer brachte architektonisches Fachwissen und den Gedanken des Weiter- und Zusammenlebens in einer menschenfreundlichen Struktur zusammen. Besonderer Wert wurde auf die sorgfältige Auswahl der Geschäftslokale gelegt, wobei inhabergeführte Einzelunternehmen und Familienbetriebe bevorzugt wurden. Diese Maßnahmen haben es geschafft, dass sich in den letzten Jahren 50 neue Gewerbe in der Altstadt angesiedelt haben und 165 Arbeitsplätze geschaffen wurden. „Wir sind hier sehr erfolgreich. Es gab nur vier Schließungen in den letzten Jahren. Wir sind für die Unternehmen ständiger Ansprechpartner – nicht nur bei der Gründung”, erklärt Initiator und Umsetzer Schadenbauer.
Ein weiterer erfolgreicher Aspekt des Projekts ist die Schaffung einer Begegnungszone mit Brunnen, Gastgärten und einem neuen Bebauungsplan, der die Lebensqualität weiter steigert. Es wurde der Handel gefördert, aber auch neuer Wohnraum geschaffen. Nachhaltige Stadtentwicklung, die zeigt, wie durch kluge Investitionen und Kooperationen lebendige Gemeinschaften entstehen können. Das Projekt wurde bei der Preisverleihung für seinen visionären Ansatz in der Stadtentwicklung gelobt, der private Interessen mit dem Gemeinwohl in Einklang bringt. In Hohenems wird zudem demonstriert, wie Sanierung alter, teilweise denkmalgeschützter Gebäude wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Und welch unbezahlbares Kapital in der Erhaltung historischer Bausubstanz liegt.
Die Möglichmacher
Das Projekt wurde unter der Federführung von Markus Schadenbauer ins Leben gerufen. Unterstützt von Gemeinde und Denkmalbehörde hatte er begonnen, alte, desolate, leerstehende Häuser in der Ortsmitte zu kaufen, zu sanieren und mit neuem Leben zu befüllen. Verschiedenen Architektenbüros, darunter Bernardo Bader Architekten ZT GmbH und Architekten Nägele Waibel ZT GmbH, waren bei der Sanierung der Ortsmitte von Hohenems wesentlich involviert.
Die Bauherrschaft wurde sich geteilt. Die Stadt Hohenems übernahm jene für die Begegnungszone und die Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH jene für die Gebäude. Die Freiraumplanung wurde von lohrer hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH durchgeführt.
Bauherr:innenpreis 2023
Schon 2023 wurde die Revitalisierung der Altstadt Hohenems mit dem Bauherr:innenpreis ausgezeichnet. Die Begründung der Jury lautete damals unter anderem: „Kein eitler Architekturzoo, sondern Bausteine für ein lebendiges und spürbar wertbeständiges Stück Stadt.“ Die Unternehmensphilosophie der Schadenbauer Projekt- und Quartiersentwicklung GmbH trägt die Wertbeständigkeit in sich. Dabei ist es keinesfalls rückwärtsgewandte Haltung, sondern eine, die den respektvollen Umgang mit der Geschichte, mit dem gebauten Gedächtnis eines Ortes pflegt, den Blick aber auf eine lebenswerte und lebendige Zukunft gerichtet hält.
Staatspreis 2024
Bereits 2006 wurde der erste Staatspreis von der Initiative „klimaaktiv“ vergeben und seither besteht ein kontinuierliches Umdenken zum Thema Bau und Umbau im Bestand. Die Bandbreite der Einreichungen zeigt auf, dass klimafreundliches, energieeffizientes und ressourcenschonendes Bauen und Sanieren in Österreich auf dem Vormarsch ist (bzw. sein sollte) und als wesentlicher Schritt Richtung Klimaneutralität gesehen wird. Alle Staatspreisprojekte führen kulturelle, gestalterische, soziale, ökologische und technische Nachhaltigkeit zusammen, sehen Architektur nicht als isolierte Werke, sondern als Teil eines großen Ganzen. Wichtige Kriterien sind bei der Vergabe des Staatspreises Standort & Infrastruktur, Energie & Versorgung, Baustoffe & Konstruktion sowie Komfort- & Raumluftqualität.
Hohenems hat die Jury überzeugt und begründet die Auszeichnung mit dem Staatspreis wie folgt: „Die Entwicklung der Altstadt Hohenems ist ein Glücksfall: Ein Projektentwickler, der Rendite – die immerhin die Grundlage seiner Arbeit ist – nicht in einzelnen Bauprojekten zu maximieren versucht, sondern sie über eine mittel- bis langfristige Gesamtentwicklung begreift. Und eine Stadtentwicklungsabteilung, die offen und weitsichtig agiert und es versteht, private Interessen zu Gunsten des Gemeinwohls zu unterstützen. Die Voraussetzungen für diese Entwicklung war in Hohenems sehr besonders und ist nicht mit jeder anderen beliebigen Stadt direkt vergleichbar. Dass diese Möglichkeiten erkannt wurden und wie sie genutzt werden, verdient jedoch höchste Anerkennung und ist beispielgebend für viele andere Gemeinden.“
Die weiteren Gewinner
Das Wien Museum, zwischen 2020 und 2023 umfassend saniert und erweitert, überzeugte die Jury durch den Fokus auf Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz. Das ausgeklügelte Energiemanagement gepaart mit intelligentem Haustechniksystem führt nicht nur zu einer deutlichen CO2-Ersparnis, sondern ermöglichen vor Ort auch eine eigenständige Energieversorgung.
Die Wohnhausanlage „Wir InHAUSer Salzburg“ in Salzburger-Aigen, setzte auf ein ressourcenschonendes Weiterbauen durch Um- und Ausbau der bestehenden Wohnsiedlung. Die Anzahl der Wohnungen wurde von 75 auf 99 erhöht. Das Projekt nutzt ausschließlich erneuerbare Energien und bietet alternative Mobilitätsangebote. Es wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und gilt mittlerweile als Vorbild für nachhaltiges Wohnen.
Vorbildfunktion für Groß und Klein
Was alle Gewinner-Projekte vereint, sie sind Vorbilder für eine nachhaltige und zukunftsfähige Bauweise. Sie demonstrieren, wie durch die Kombination von historischen und modernen Elementen attraktive und lebenswerte Wohn- und Arbeitsräume geschaffen werden können und Inspiration oder Wegweiser für eigene kleine, aber auch große Bauprojekte gesehen werden. Nachahmer von Hohenems beziehungsweise Nachfragen bei Schadenbauer gibt es schon – aktuell ist er auch in Wolfurt, in Gemeinden in Niederösterreich und Südtirol aktiv.

Weitere Infos zu Staatspreisträgern
Lesen Sie mehr über die Preisträgerprojekte inklusive Jurybewertung, Kurzbeschreibung und Bildmaterial.
Das könnte Sie auch interessieren
