KEINE ANGST VOR DEM BLACKOUT
Herbert Knünz
Herbert Knünz
Geschäftsführer Zivilschutzverband Vorarlberg
Der Vorarlberger Zivilschutzverband möchte die Möglichkeiten der Notstromversorgung und Alternativen von Haushalten aufzeigen und Sie dabei unterstützen und individuell beraten.
Wie gut ist Vorarlberg – Gemeinden, Land, Bevölkerung, Institutionen – darauf vorbereitet?
Knünz: Die Energieversorger haben hier alles Erdenkliche gemacht, damit möglichst rasch wieder Strom erzeugt werden kann. Wir sind in der glücklichen Situation im Land, direkt Strom erzeugen zu können. Auf Dauer könnten wir damit aber nicht den Gesamtbedarf des Landes decken. Die Energieversorger sind, wie gesagt, alle gut vorbereitet. Aber: In den Gemeinden, in den Haushalten, in Institutionen, bei den Landwirten und Co., da müssen noch Hausaufgaben gemacht werden. Die Gemeinden arbeiten aktuell zwar an Blackout-Notfallplänen, sie sind aber noch nicht alle umgesetzt. In der Steiermark gibt es in den Gemeinden sogenannte Leuchttürme. Das sind Orte, die im Extremfall als erste Anlaufstelle dienen und an denen auch eine Stromversorgung gesichert ist. Diese sind auch in vielen Vorarlberger Gemeinden geplant. Aber eben noch nicht in Umsetzung.
Was kann jeder Haushalt tun? Wie kann sich jeder Einzelne vorbereiten?
Knünz: Sich mit dem Thema beschäftigen. Sich in der Verantwortung sehen. Das ist der wichtigste Schritt. Wir haben eine Checkliste (Blackouterhebungsbogen) erstellt (siehe QR Code) die jeder für sich ausfüllen und so seinen individuellen Bedarf ermitteln kann. Einfach überlegen, wie könnte ich kochen, wenn kein Herd funktioniert? Wie kann ich heizen? Welche Vorräte sollte ich im Haus haben? Was tue ich, wenn Kühlschrank und Tiefkühltruhe ausfallen? Womit könnte ich Licht machen? Aber auch – gerade bei Smart Homes – wie komme ich ins Haus, wenn der Strom ausfällt? Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist ein Thema. Es kann sein, dass die Entkeimungsanlagen ausfallen. Auch überlegen bzw. vereinbaren mit der Familie, den Kindern und Verwandten was man tut, wenn der Ernstfall eintritt und die Kommunikation ausfällt. Treffpunkte vereinbaren. Eventuell auch mit Verwandten vereinbaren, dass in dieser Zeit bei ihnen Unterschlupf gefunden wird, wenn dort zum Beispiel eine Heizmöglichkeit ohne Strom vorhanden ist. Genau überlegen, was betrifft mich und welche Probleme muss ich lösen. Sich so vorbereiten, dass eine Woche ohne Strom und ohne Einkäufe gut ausgekommen werden kann. Überlegen, was brauchen wir für eine Woche. Was wir vom Zivilschutzverband nicht wollen, ist Panik machen. Wir wollen Bewusstsein schaffen. Ich habe bei Projekten in Albanien mitgearbeitet. Dort sind Stromausfälle fast an der Tagesordnung. Die Leute sind dort gut vorbereitet und gehen damit locker um.
Notstromaggregat für Zuhause – eine Option?
Knünz: Auch hier gilt: Überlegen, was brauche ich wirklich. Unsere Checkliste hilft dabei die Bedürfnisse im Notfall zu evaluieren und anhand dessen können wir individuelle Handlungsempfehlungen aussprechen. In manchen Fällen wird ein kleiner Gaskocher reichen, andere sehen ein Aggregat als notwendig. Ist ein Notstromaggregat notwendig, wäre dann der Elektriker der richtige Ansprechpartner. Die Kosten hängen hier von der gewählten Lösung, aber auch den Bedingungen (Elektroschrank alt oder neu) vor Ort ab. Je mehr Aufgaben das Aggregat erfüllen und je automatisierter alles sein soll, umso teurer wird es. Die Wartung darf nicht vergessen werden. Treibstoffvorräte müssen gelagert werden. Da geht es auch um ein Abwägen, was brauche ich wirklich.
Was sollten die Leute auf keinen Fall tun, wenn es so weit ist?
Knünz: In Panik verfallen. Das wird sicher schwierig, wenn die Kommunikation ausfällt. Aber, ich wiederhole, wer sich eine Vorgehensweise überlegt hat und diese auch in der Familie besprochen hat, wird nicht in Panik ausbrechen müssen. Was ratsam wäre – aktiv Nachbarschaftshilfe betreiben. Schauen, wie geht es den Leuten, kann ich ihnen helfen.
Es sind also keine Horrorszenarien zu erwarten?
Knünz: Nein, das glaube ich nicht. Wir sehen jetzt mit dem Krieg in der Ukraine, wie Menschen in der Krise zusammenhalten. Ich denke, das würde beim Blackout genau so sein.
Mehr dazu:
Weitere Informationen, wie man sich auf den Ernstfall vorbereiten kann, gibt es auf der Website des Vorarlberger Zivilschutzverbandes.
Blackout – wenn der Strom nicht mehr fließt
Unsere Welt steht unter Strom – Tag und Nacht. Wir verlassen uns darauf, dass die Waschmaschine läuft, wenn wir möchten, die Lichter angehen, wenn wir sie einschalten und der Computer läuft, wenn wir arbeiten sollen. Das Ausmaß der Strom-Abhängigkeit ist uns gar nicht bewusst. Was, wenn der Strom plötzlich weg ist?