DAS KRANKENHAUS – EIN ORT DER HEILUNG?!

Ausstellungsansicht im vai – © Foto: Darko Todorovic


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Noch bis September 2024 läuft im Vorarlberger Architektur Institut (VAI) die Ausstellung „Das Kranke(n)haus – wie Architektur heilen hilft”. Krankenhäuser sind funktional, sie sind hoch technisierte Maschinen und effizient gestaltet. Der Mensch – Patienten wie Beschäftigte – wird dabei jedoch oft nicht mitbedacht. Die Ausstellung rückt das Konzept der Healing Architecture in den Mittelpunkt.

Text: Ursula Fehle

Ins Krankenhaus geht man zum Sterben, heißt es oft. Statistisch gesehen stimmt das auch, denn 49 % aller jährlichen österreichweiten Todesfälle finden im Krankenhaus statt. Das Krankenhaus ist somit der häufigste Sterbeort (der eigene Haushalt ist übrigens der gefährlichste Ort, denn dort passieren die meisten Unfälle). Das liegt jedoch in der Natur der Sache. Wer ins Krankenhaus geht, benötigt medizinische Hilfe, ist in einem mehr oder weniger starken Maße krank oder körperlich angeschlagen. Dennoch liegt in dem oben erwähnten Spruch auch etwas Wahres. Denn zur Gesundung braucht der Mensch auch die richtige Umgebung und wer an ein Krankenhaus denkt, denkt sicher an karge und gleichsam gewaltige Betonklötze und nicht an ein heimeliges Gefühl. Anders gesagt: Die vorherrschende Krankenhausarchitektur ist funktional und praktisch, jedoch (meist) nicht für die Bedürfnisse, der sich darin aufhaltenden Personen, konzipiert.   


Geschichtliche Entwicklung

Die Krankenhaus Geschichte ist eine spannende. Im byzanthischen Reich (Ostrom) des 4.,5. Jahrhunderts gab es bereits Fremdenherbergen (Xenodochien), die sich dann zu Krankenherbergen (Nosokomien) entwickelten. Der Begriff nosokomial ist bis heute in Verwendung und bedeutet amüsanterweise „im Krankenhaus erworben”. Gemeint sind damit Infektionen, die im Zusammenhang mit einem ambulanten oder stationären Krankenhausaufenthalt stehen.  Im Mittelalter etablierte sich in Europa das Hospital, das aber mit dem heutigen Spital noch nicht viel gemein hatte. Hier kamen Arme, Reisende, Bedürftige, alte Menschen,  Schwangere, aber eben auch Kranke unter. Die Leprosorien (12. bis 18. Jahrhundert) oder Pesthäuser (14. bis 18. Jahrhundert) waren Siechenhäuser (Sonderhospitäler) für Lepra- oder Pestkranke und waren oft isoliert außerhalb der Stadtzentren zu finden. Mit Ende der großen Seuchen, im 18. Jahrhundert, begann die Entwicklung des allgemeinen Krankenhauses, so wie es heute bekannt ist. Viele Hospitäler oder Armen- und Invalidenhäuser wandelten sich langsam zu Krankenhäusern. So zum Beispiel auch das Allgemeine Krankenhaus in Wien, das 1693 als Großarmen- und Invalidenhaus gegründet wurde und erst 1784 zum Allgemeinen Krankenspital gewidmet wurde. Ein weiteres Beispiel gibt es auch aus Vorarlberg, aus Dornbirn. Dort wurde die Kavallierkaserne in eine Armen- und Krankenanstalt umgewidmet, daraus entstand das Stadtspital, das 1859 15 Betten zählte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dort der erste Operationssaal Vorarlbergers eingerichtet. 


Ausstellung: „Das Krankenhaus. Wie Architektur heilen hilft“

Kurator|innen: Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch

Ausstellungs-Öffnungszeiten: 

  • Dienstag bis Freitag: 14 bis 17 Uhr
  • Donnerstag: bis 20 Uhr
  • Samstag: 11 bis 15 Uhr

An Feiertagen bleibt das vai geschlossen. 

Die Ausstellung läuft noch bis 7. September 2024

Vom Zweckbau zur Healing Architecture

Die Ausstellung zeigt, wie sich die Entwicklung von Krankenhäuser im 20. Jahrhundert verändert hat. Wie früher beim Bau von Kliniken rein Effizienz, Ökonomie, Flexibilität und Rationalisierung zu berücksichtigende Faktoren waren und der Mensch, um den es im Grunde im Krankenhaus geht, wenig bis keine Bedeutung für die Gestaltung der Architektur hatte. In den vergangenen Jahrzehnten kam es teilweise und langsam zu einem Umdenken. Patienten wie Pflegende werden wahrgenommen und deren Wohlbefinden wird als wesentliches Element in der Raumgestaltung (außen wie innen) als gewichtig erkannt. Das Konzept, das dahinter steht, nennt sich Healing Architetcture – heilende Architektur. Es setzt den Fokus auf den Menschen, ein guter Ansatz für Heilungsstätten in denen Menschen gesund werden sollten. Healing Architecture versucht sieben Grundprinzipien gerecht zu werden, um so Lebensqualität, Patientenzufriedenheit und Behandlungsqualität zu steigern. 


  1. Privatsphäre vs. Besuche: flexibel nutzbare Räume, damit Patient*innen die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen, wenn sie es brauchen, genau so aber auch Besuche in angenehmen Rahmen empfangen zu können. 
  2. Aussicht: Der Blick nach draußen (idealerweise in die Natur) beschleunigt die Genesung: Tageslicht ist wichtig für den Menschen. 
  3. Natur: Der Zugang zur Natur hat eine therapeutische Wirkung. In Spitalbauten, die keinen Zugang zur Natur haben, sollte für Bepflanzung in den Inneräumen gesorgt werden 
  4. Komfort und Kontrolle: Menschen fühlen sich wohl, wenn Wärme-, Licht- und Geräuschsituation für sie individuell passen. Dies selbst kontrollieren zu können – zum Beispiel mittels Fernbedienung vom Krankenbett aus – steigert das Wohlbefinden. 
  5. Orientierung: Der Krankenhausaufenthalt ist eine Sondersituation, deshalb ist das Stresslevel ohnehin höher. Deshalb sollte die Orientierung für die Patienten einfach und intuitiv sein. 
  6. Innenausstattung: Innenräume sollen hell, gemütlich und ordentlich sein. Farben dürfen auch in Krankenhäusern Platz finden. 
  7. Trennung Patienten, Personal & Material: Räumliche Trennung für mehr Wohlempfinden. Ideal wäre hier, wenn im Behandlungszimmer alle Leistungen für den Patienten möglich sind. Personalbereich und auch Bereiche für das Material und den Materialfluss sollten getrennt sein. 



Ein großer Spagat 

Das Krankenhaus als Gebäude muss viel leisten. Von Notfällen über vollstationäre bis zu rehabilitative Behandlung und das in diversen medizinischen Fachbereichen. In Krankenhäusern findet von der Diagnose zur Therapie und Pflege alles statt. Zudem ist es auch noch Unterkunftsstätte (für stationäre Behandlungen) und muss dort auch alles abdecken, was zu einer Unterkunft gehört. Nebenbei sollte das Krankenhaus eben auch noch so gestaltet sein, dass das medizinische und pflegerische Personal gut arbeiten kann und sich auch in der Arbeitsumgebung wohlfühlt, aber auch, dass sich Patienten wie Besucher hier nicht nur als Fremdkörper fühlen. In der Ausstellung des VAI werden elf Projekte gezeigt und erklärt.  Zu den gezeigten Projekten gehören unter anderem das Kreiskrankenhaus Agatharied (Nickl und Partner Architekten, 1998), das Friendship Hospital Satkhira (Kashef Chowdhury/URBANA, 2018), das Prinzessin Máxima Zentrum für pädiatrische Onkologie in Utrecht (LIAG architekten + baumanagement, 2018) und das Bürgerspital Solothurn. Die Ausstellung will damit Anstoß und Anregung für ein weiteres Umdenken in der Krankenhausarchitektur sein. 


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