
DAS KRANKENHAUS – EIN ORT DER HEILUNG?!
Ausstellungsansicht im vai – © Foto: Darko Todorovic
Vom Zweckbau zur Healing Architecture
Die Ausstellung zeigt, wie sich die Entwicklung von Krankenhäuser im 20. Jahrhundert verändert hat. Wie früher beim Bau von Kliniken rein Effizienz, Ökonomie, Flexibilität und Rationalisierung zu berücksichtigende Faktoren waren und der Mensch, um den es im Grunde im Krankenhaus geht, wenig bis keine Bedeutung für die Gestaltung der Architektur hatte. In den vergangenen Jahrzehnten kam es teilweise und langsam zu einem Umdenken. Patienten wie Pflegende werden wahrgenommen und deren Wohlbefinden wird als wesentliches Element in der Raumgestaltung (außen wie innen) als gewichtig erkannt. Das Konzept, das dahinter steht, nennt sich Healing Architetcture – heilende Architektur. Es setzt den Fokus auf den Menschen, ein guter Ansatz für Heilungsstätten in denen Menschen gesund werden sollten. Healing Architecture versucht sieben Grundprinzipien gerecht zu werden, um so Lebensqualität, Patientenzufriedenheit und Behandlungsqualität zu steigern.
- Privatsphäre vs. Besuche: flexibel nutzbare Räume, damit Patient*innen die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen, wenn sie es brauchen, genau so aber auch Besuche in angenehmen Rahmen empfangen zu können.
- Aussicht: Der Blick nach draußen (idealerweise in die Natur) beschleunigt die Genesung: Tageslicht ist wichtig für den Menschen.
- Natur: Der Zugang zur Natur hat eine therapeutische Wirkung. In Spitalbauten, die keinen Zugang zur Natur haben, sollte für Bepflanzung in den Inneräumen gesorgt werden
- Komfort und Kontrolle: Menschen fühlen sich wohl, wenn Wärme-, Licht- und Geräuschsituation für sie individuell passen. Dies selbst kontrollieren zu können – zum Beispiel mittels Fernbedienung vom Krankenbett aus – steigert das Wohlbefinden.
- Orientierung: Der Krankenhausaufenthalt ist eine Sondersituation, deshalb ist das Stresslevel ohnehin höher. Deshalb sollte die Orientierung für die Patienten einfach und intuitiv sein.
- Innenausstattung: Innenräume sollen hell, gemütlich und ordentlich sein. Farben dürfen auch in Krankenhäusern Platz finden.
- Trennung Patienten, Personal & Material: Räumliche Trennung für mehr Wohlempfinden. Ideal wäre hier, wenn im Behandlungszimmer alle Leistungen für den Patienten möglich sind. Personalbereich und auch Bereiche für das Material und den Materialfluss sollten getrennt sein.
Ein großer Spagat
Das Krankenhaus als Gebäude muss viel leisten. Von Notfällen über vollstationäre bis zu rehabilitative Behandlung und das in diversen medizinischen Fachbereichen. In Krankenhäusern findet von der Diagnose zur Therapie und Pflege alles statt. Zudem ist es auch noch Unterkunftsstätte (für stationäre Behandlungen) und muss dort auch alles abdecken, was zu einer Unterkunft gehört. Nebenbei sollte das Krankenhaus eben auch noch so gestaltet sein, dass das medizinische und pflegerische Personal gut arbeiten kann und sich auch in der Arbeitsumgebung wohlfühlt, aber auch, dass sich Patienten wie Besucher hier nicht nur als Fremdkörper fühlen. In der Ausstellung des VAI werden elf Projekte gezeigt und erklärt. Zu den gezeigten Projekten gehören unter anderem das Kreiskrankenhaus Agatharied (Nickl und Partner Architekten, 1998), das Friendship Hospital Satkhira (Kashef Chowdhury/URBANA, 2018), das Prinzessin Máxima Zentrum für pädiatrische Onkologie in Utrecht (LIAG architekten + baumanagement, 2018) und das Bürgerspital Solothurn. Die Ausstellung will damit Anstoß und Anregung für ein weiteres Umdenken in der Krankenhausarchitektur sein.
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