
Rudolf Erath im Interview
„DIE SICHERHEIT, DIE UNSER PROJEKT BIETET, IST FÜR VIELE DER ENTSCHEIDENDE GRUND, MUT UNS ZUSAMMENZUARBEITEN.“
Seit 2016 bringt das Projekt „Sicher Vermieten“ ungenutzten Wohnraum (zurück) auf den Markt und schafft leistbaren Wohnraum. Wir sprachen mit Projektkoordinator Rudolf Erath, der seit 2019 die Initiative maßgeblich vorantreibt und bereits über 800 Personen zu neuem Wohnraum verholfen hat. Im Interview teilt er Einblicke in die Erfolge und Herausforderungen der vergangenen Jahre.
Interview: Ursula Fehle
Sie sind seit 2019 Projektkoordinator für das u.a. von der VEV
mitinitiierte Projekt „Sicher Vermieten“. Was hat sich in diesen fünf Jahren alles bewegt?
Erath: Anfangs habe ich mir das Ziel gesetzt, eine bestimmte Anzahl an Wohnungen pro Jahr für das Projekt zu gewinnen. Es gab zwar keine konkreten Vorgaben vom Land Vorarlberg, aber Dornbirn – wo das Pilotprojekt „Sicher Vermieten“ stattfand – war oft der Referenzpunkt. Das Projekt selbst existiert seit 2016, aber es war in den ersten Jahren wenig erfolgreich. Schnell wurde klar: Es braucht eine zentrale Ansprechperson, die für die Eigentümer da ist, jemanden, der Auskunft gibt und zur Verfügung steht. So wurde meine Stelle geschaffen. Mein Ziel war es, jährlich 50 Wohnungen ins Projekt zu holen. Im Durchschnitt haben wir dieses Ziel erreicht – manchmal waren es etwas mehr, manchmal
weniger.
Wie ist der aktuelle Stand?
Erath: Für 2024 haben wir unser Ziel bereits erreicht, und es befinden sich zudem acht weitere Objekte in Planung. Das bedeutet: Wir suchen noch Mieter für verschiedene Objekte oder bereiten gerade Sanierungsarbeiten vor, nach denen die Mietersuche startet. Bisher haben wir 812 Menschen durch das Projekt zu leistbarem Wohnraum verholfen. Insgesamt sind 241 Wohnungen und 30 Häuser Teil von „Sicher Vermieten“, was einer Nutzfläche von 22.500 m² entspricht, die ohne das Projekt vermutlich leer stehen würden.
Sind in dieser Zeit auch Objekte wieder aus dem Projekt ausge-
schieden?
Erath: Ja, rund 30 Wohnungen oder Häuser wurden aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen aus dem Projekt genommen. Oft liegt es am Eigenbedarf – die Eigentümer benötigen den Wohnraum selbst. Auch bei Erbschaften wollen die Erben das Objekt oft verkaufen oder haben andere Pläne damit. Natürlich gibt es auch einzelne Fälle, in denen Eigentümer mit „Sicher Vermieten“ nicht zufrieden sind, weil das Konzept für sie nicht passt. Dennoch ist die Zahl von 30 Ausstiegen gering.
Anfangs waren Häuser nicht Teil des Projekts. War es ein wichtiger Schritt, sie mit aufzunehmen?
Erath: Absolut. Wir haben erkannt, dass hier ein Bedarf besteht. Oft sind Häuser in gutem Zustand, voll möbliert, aber leerstehend. Der Grund ist oft, dass die Eigentümer nicht länger als drei Jahre vermieten möchten. Auf dem freien Markt ist es aber schwierig, für eine so kurze Zeitspanne Mieter zu finden, da Interessenten meist langfristig mieten und Gestaltungsspielraum haben wollen. Hier können wir helfen. Über das Wohnungsamt haben wir Zugang zu potenziellen Mietern, die froh sind, wenn sie für ihre oft großen Familien vollmöblierte Häuser beziehen können.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit
Objekte für „Sicher Vermieten“ infrage kommen?
Erath: Das Haus oder die Wohnung muss in gutem Zustand sein, die Haustechnik muss funktionieren, und eine Zentralheizung ist ebenfalls wichtig. Nicht vermietbar sind Objekte mit defekten, undichten Fenstern, Schimmelbefall oder nicht funktionierender Haustechnik. Auch Objekte ohne Zentralheizung sind problematisch. Dennoch schauen wir uns gerne jedes Objekt individuell an.
Sie erwähnten, dass einige Wohnungen noch saniert werden. In welchem Umfang erfolgen diese Arbeiten?
Erath: Wir bieten Instandsetzungen an, bei denen wir die notwendigen Angebote von Malern, Installateuren und anderen Handwerkern einholen und die Arbeiten in Abstimmung mit dem Eigentümer umsetzen. Was wir nicht übernehmen, sind umfassende energetische Sanierungen. Unsere Aufgabe besteht in der Koordination von Wohnungsinstandsetzungen.
Was sind die Beweggründe für Eigentümer, ihre Objekte über „Sicher Vermieten“ anzubieten?
Erath: Die Gründe sind vielfältig. Der häufigste ist jedoch, dass Eigentümer in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Mietern gemacht haben – Gerichtsverfahren, hohe finanzielle Verluste und ähnliche Probleme. Auch Eigentümergemeinschaften, die gemeinsam ein Objekt geerbt haben und unsicher sind, was sie damit tun sollen, kommen oft auf uns zu. Einige Eigentümer sagen schlicht: „Mir ist der Aufwand zu hoch, ich möchte Sicherheit und weniger Arbeit und nehme dafür geringere Mieteinnahmen in Kauf.“ Andere wollen einfach helfen und ihren ungenutzten Wohnraum sinnvoll genutzt wissen. Wir haben auch Eigentümer, die ins Ausland gezogen sind und keine Zeit mehr haben, sich um die Vermietung zu kümmern. Die Sicherheit, die unser Projekt bietet, ist für viele der entscheidende Grund, mit uns zusammenzuarbeiten.
Mehr Informationen und Stimmen von Betroffenen finden Sie hier.
Lesen Sie als nächstes:
