
SICHER VERMIETEN
EIN ERFOLGSMODELL
Den Sorgen der Eigentümer Gehör schenken
Die Ergebnisse der Leerstandsstudie brachten neuen Wind in das Projekt Sicher Vermieten. Zum Erhebungszeitpunkt (2017/2018) standen in Vorarlberg rund 8.000 Wohnungen leer. 2.000 davon entsprachen modernen Wohnstandards, hätten somit ohne große Sanierungs- oder Renovierungsarbeiten sofort dem Markt zugeführt werden können. Dies entspricht in Vorarlberg der Wohnungsbauleistung von rund einem Jahr. Vermietungen im Rahmen von Sicher Vermieten bringen fünf große Vorteile mit sich:
- sinkende Notwendigkeit der Errichtung von gemeinnützigem Wohnbau
- Bodenressourcen werden geschont (hier verfehlt Österreich aktuell jegliche Zielvorgaben, siehe Artikel Grund und Boden in dieser Ausgabe)
- die Umwelt wird durch eine Reduzierung der Neubauten geschont (der Bau- und Gebäudesektor ist für rund 40 % der CO2-Emissionen verantwortlich)
- Eigentümer/Vermieter sind abgesichert
- Verwaltungsaufwand wird von kompetenter Seite
abgewickelt (Entlastung der Vermieter)
Der Mehrwert von Sicher Vermieten liegt klar auf der Hand. Für die Projektpartner galt es somit Wege zu finden, wie Sicher Vermieten an Bekanntheit gewinnt. Dafür wurde zum einen der sogenannte Kümmerer beim Land eingestellt. Er ist der erste Ansprechpartner für all jene, die Interesse daran hätten, ihre leerstehendes Objekt über Sicher Vermieten zu vermieten. Persönlicher Kontakt und die Niederschwelligkeit der Kontaktmöglichkeiten wurden als essenziell für den weiteren Fortschritt des Projekt identifiziert. Zum anderen wurden Wohnhäuser auch in das Programm aufgenommen. Anfänglich galt Sicher Vermieten nur für Wohnungen.
Starker Aufschwung seit 2019
Die Zahlen sprechen für sich. Bis 2019 wurden, wie bereits oben erwähnt, rund 30 Objekte aus dem Leerstand in die Vermietung geholt. Die aktuellen Zahlen sind etwas beeindruckender. Laut Angaben des Landes Vorarlberg sind bisher 235 Objekte mit Sicher Vermieten vermietet (davon 209 Wohnungen, 26 Wohnhäuser) worden. 19.361 m² Wohnfläche, das entspricht rund 30 Kleinwohnanlagen, wurden somit aktiviert und 716 Bewohner fanden dadurch leistbaren Wohnraum. Im bisher stärksten Sicher-Vermieten-Jahr 2022 konnten 61 Erstvermietungen (Objekte, die bisher noch nie Teil des Mietmarktes waren) und 17 Wiedervermietungen besiegelt werden. 2023 lag die Zahl mit 43 Erstvermietungen etwas niedriger. Dennoch wird deutlich: das Projekt ist angekommen, angenommen und funktioniert. Erfreulich auch: man ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus. Es wird ständig an einer weiteren Attraktivierung und Optimierung gearbeitet. So sind seit neuestem Objekte, die durch Sicher Vermieten vermietet werden, von der neuen Leerstandsabgabe ausgenommen. Es darf auf die weiteren Entwicklungen gehofft werden.
Vom Pilotprojekt zum Erfolgsmodell
Die Stadt Dornbirn war die erste Kommune, die Sicher Vermieten als Pilotprojekt testete. Seit damals hat sich einiges bewegt und entwickelt. Das Land Salzburg hat das Konzept ebenso vor einiger Zeit schon übernommen. Das Land Niederösterreich zeigt ebenso starkes Interesse. Und Das Land Tirol befindet sich gerade in der Anfangsphase von Sicher Vermieten. Projektpartner sind dort, analog zu Vorarlberg, das Land Tirol und die TIGEWOSI (Tiroler TIROLER GEMEINNÜTZIGE WOHNUNGSBAU- UND SIEDLUNGS GES. M.B.H) – und eine Koordinationsstelle ähnlich dem Vorarlberger Kümmerer wurde ebenso etabliert. Umsetzungsstart war Ende 2023. In der ersten Projektphase ist das Ziel, dem Markt 50 leerstehende Objekte zu leistbaren Mietpreisen zuzuführen.
Das Konzept von Sicher Vermieten funktioniert deshalb, weil hier den Sorgen von Eigentümern (potenziellen Vermietern) wie Mietern nicht nur Gehör geschenkt, sondern eine Lösung erarbeitet wurde, die für alle einen Gewinn darstellt. Dieses Projekt stärkt besonders die kleinen privaten Vermieter – für die eine problematische Vermietung ohne Sicher Vermieten zum Desaster werden kann. Die VEV fordert seit Jahren die Unterscheidung zwischen kleinem und großem (unternehmerischen) Vermieter auf rechtlicher Ebene. Ebenso würde eine Adaptierung des Mietrechtsgesetzes (MRG), die auch seit Jahren gefordert wird, das Leben vieler kleiner Vermieter erleichtern. Da dies bisher nicht geschehen ist und momentan kein politisches Bestreben in diese Richtung wahrnehmbar ist, wird die Notwendigkeit von Sicher Vermieten in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch wachsen.
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