Der große Andrang auf die Jubiläumsfeier der Vorarlberger Eigentümervereinigung (VEV) am 17. Oktober im Montforthaus Feldkirch zog sich von der Ticketregistrierung bis zur abendlichen Veranstaltung durch: bereits um 16.45 Uhr – und somit 15 Minuten vor Einlass – wollten dutzende treue Mitglieder auf 50 Jahre VEV anstoßen.Es sollten letztlich knapp 800 Gäste werden, die den Weg in die Montfortstadt auf sich genommen haben – und die Interessenvertretung für Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer hochleben ließen. VEV-Präsident RA Dr. Markus Hagen rückte in seinen Grußworten die knapp 8.000 Mitglieder des Vereins ins Scheinwerferlicht. „Sie sind es, die die VEV mit Abstand zur österreichweit größten Eigentümervertretung gemacht haben”, sagte er. Das sei zum einen eine schöne Bestätigung für die gute Arbeit der VEV, allen voran der Geschäftsstellen-Mitarbeiterinnen.
„Andererseits untermauert es auch die Bedeutung von Eigentum für das Land”, so Hagen. Denn: Abseits aller Diskussionen über die Leistbarkeit und die schwieriger werdenden Rahmenbedingungen habe Eigentum für Menschen einen ungebrochen großen Wert. „Das zeigt auch die aktuelle Jugendstudie der Bundesregierung, der zufolge mehr als 50 Prozent der 16- bis 29-Jährigen Eigentum als erstrebenswertes Ziel definieren”, betonte der langjährige VEV-Präsident, der von Landeshauptmann Markus Wallner eine Ehrenurkunde des Landes Vorarlberg entgegennehmen durfte.
Eigentum am Puls der Zeit?
Nur: wie kann der Erwerb von Eigentum auch für nachfolgende Generationen sichergestellt werden? Zukunftsforscherin Christiane Varga nahm die Gäste mit auf eine Reise von der Frühgeschichte bis in die nahe Zukunft. Sie sprach von sich wiederholenden Mustern, die es trotz aller Unwägbarkeiten ermöglichen würden, ein Bild der Zukunft zu skizzieren. Und klar ist bereits heute: Die vermeintliche Musterfamilie, bestehend aus zwei Eheleuten mit zwei Kindern, ist nur noch eines von vielen Lebensmodellen. Die Individualisierung der Gesellschaft führe zu höchst unterschiedlichen Wohnbedürfnissen. „Uns muss bewusst sein, dass es die eine Lösung für alle Menschen und alle Lebensphasen nicht mehr gibt”, erklärte Varga – und zeigte Beispiele von unterschiedlichen, gemeinschaftlichen Wohnformen, die bereits heute in unterschiedlichen Regionen im deutschsprachigen Raum Anwendung finden. Das freistehende Einfamilienhaus im Eigentum werde es wohl auch in Zukunft noch geben. Nur: Ob dessen aktuell vorherrschende Nutzung von der sprichwörtlichen Wiege bis zur Bahre noch Zukunft habe, stellte Varga zur Disposition.
Diskussion über Leitmotiv des Abends
Kabarettist Markus Lins sorgte dann als Hausmeister Gerhard „Gerry” Mayerhofer für einen gelungenen und vor allem unterhaltsamen Übergang zwischen Keynote und Podiumsdiskussion. Im Anschluss diskutierten Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP), Nationalratsabgeordnete Nina Tomaselli (Grüne), Wohnbaupionier Wilfried Hefel und Zufriedenheitsforscher Timon Renz mit Moderatorin Raphaela Stefandl über das Leitmotiv des Abends: „Geht sich das noch aus? So viel Zukunft hat Eigentum.” Die Quintessenz der Runde: Wir werden bereit sein müssen, Eigentum neu zu denken.
Zahlreiche Ehrengäste unter Gästeschar
Die hunderten VEV-Mitglieder konnten darauffolgend mit zahlreichen Ehrengästen auf den 50. Geburtstag der VEV anstoßen. Darunter etwa VEV-Vizepräsident und Nationalratsabgeordneter Norbert Sieber (ÖVP), Wolfgang Matt, Bürgermeister von Feldkirch, WKV-Direktor Christoph Jenny, WKV-Vizepräsidentin Petra Kreuzer und Günther Ammann, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Unter die Gästeschar, die vom Team des Montforthaus Feldkirch auch kulinarisch bestens umsorgt wurden, mischten sich darüber hinaus die Landtagsabgeordneten Clemens Ender (ÖVP), Christoph Metzler (Grüne), Andrea Kerbleder (FPÖ) sowie Fabienne Lackner und Garry Thür von den NEOS.
STIMMEN AUS DEM PUBLIKUM
WAS NEHMEN SIE AUS DER VERANSTALTUNG MIT?
Dominik Krug
«Es war vielInteressantes dabei. Besonders spannend fand ich die Aspekte, die Timon Renz in die Diskussion eingebracht hat. In meiner Wahrnehmung hat er die ganze Sache gut auf den Punkt gebracht. Und: Man spricht immer über die jungen Leute, aber man sieht in den Gesprächen fast ausschließlich Menschen über 60.»
Angelika Tiefenthaler & Marion Gohm
«Der Abend hat uns sehr gut gefallen. Ganz besonders, dass neue Aspekte in dieser Thematik Wohnen und Eigentum betrachtet wurden. Und auch, dass die Unterschiede zwischen den Generationen gezeigt wurden, war ganz interessant.»
Corinna Peter
«Für junge Leute müssen Anreize geschaffen werden. Das ist Aufgabe der Politik.»
Doris und Richard Wohlfahrt
«Mit der Politik steht und fällt alles. Die Politik muss die Grundlagen für Wohnen und Eigentum schaffen. Damit sich auch mit Fleiß wieder was erschaffen lässt. Heute musst du als Eigentümer fast ein schlechtes Gewissen haben, weil das Bild in der Öffentlichkeit so verzerrt dargestellt wird.»
Ruth Kreissl
«Mir haben diese neuen Formen des Wohnens sehr gut gefallen. Dafür bin ich sehr offen. Die Vorstellung des Projekts Kiubo aus Graz war sehr spannend. Ich selbst bin eine große Verfechterin des Mehrgenerationenhauses. Das sind tolle Wohnformen, die wieder stärker präsent sein sollten. Und ja, heute geht sich das Eigentum für viele junge Menschen einfach nicht mehr aus.»
Gerhard Walser
«Mit den Sanierungsförderungen ist für mich die Kernfrage, wie sind die Details. Wie sieht das zum Beispiel bei den kirchlichen Rechtspersonen aus, die über viel denkmalgeschützte Gebäude verfügen? Könnten diese von den heute präsentierten Maßnahmen profitieren.»