Kolumne über den Bodenverbrauch in Österreich

Klimawandel – Aufgabe für die Vorarlberger Eigentümervereinigung

Die Vorarlberger Eigentümervereinigung ist 50 Jahre alt. Sie wurde gegründet in den 1970er Jahren inmitten des Aufbaues des Landes Vorarlberg mit großem Bedarf an Wohnraum. Heute 50 Jahre später stehen wir in Vorarlberg erneut vor einer großen Herausforderung: die Sanierung dieser Bauten bei schwierigen Rahmenbedingungen.


Die wirtschaftliche Entwicklung Vorarlbergs nach dem Zweiten Weltkrieg ist durch ein starkes Wachstum der Gesamtwirtschaft geprägt. Das geht einher mit einem starken Wachstum der Bevölkerung durch eine hohe Geburtenrate und einem starken Zuzug von Arbeitskräften aus dem Ausland. In nur zehn Jahren, von 1961 bis 1971, wächst die Bevölkerung Vorarlbergs um fast 25 Prozent. Diese Menschen benötigten Wohnraum, viel, sofort, unkompliziert und kostengünstig. 


Von 1961-1980 entstanden rund 27.000 neue Wohngebäude mit rund 44.000 Wohnungen, überwiegend im Rheintal und Walgau. Heute stehen diese Wohngebäude zur Sanierung an – vor allem aus technischen und ökologischen Gründen. Eine Herkulesaufgabe so groß wie damals. 


Die technischen Anforderungen sind geprägt durch die Erneuerung der Infrastrukturleitungen im Gebäude z.B. Wasser, Heizung oder durch neue Anforderungen wie Lärmschutz, Sicherung des Wohlbefindens, etc. Hier ist der Nutzen sofort ersichtlich und weniger von ökonomischen Faktoren bestimmt. Bei den ökologischen Anforderungen reihen sich Gestaltung, Materialauswahl und Energiebedarf ein, stark gesteuert durch neue, sich ständig steigernde gesetzliche Vorgaben und finanzielle Förderungen der öffentlichen Hand.


Die Vorarlberger Landesregierung (ebenso der Bund und die EU) hat sich aus ökologischen Gründen zum Ziel gesetzt, die Sanierungsrate von Wohnungen von derzeit 1,3 % auf 3 % zu erhöhen (die Definition der Sanierungsrate nach IIBW und Umweltbundesamt aus 2021 erfasst die Teil- und Generalsanierungen gleichzeitig). Jedoch werden derzeit die politischen Vorgaben zum Klimaschutz deutlich nicht erfüllt, daher sind in den nächsten Jahren verstärkte politische Bemühungen zur deutlichen Erhöhung der Sanierungsrate zu erwarten. Das wird die Eigentümer von Immobilien betreffen.


Die Herausforderungen sind ähnlich hoch wie vor 50 Jahren: Hohe Kosten durch Engpässe bei Baumaterialien wie Stahl, Holz, Kunststoff und Lieferketten sowie rechtliche Rahmenbedingungen, der Arbeitskräftemangel ist ein weiteres Hindernis für die Umsetzung von Sanierungen. Die Vorarlberger Eigentümervereinigung hat damit eine große Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte vor sich: Schaffung von praktikablen und finanziell attraktiven Rahmenbedingungen für eine selbstbestimmte Sanierung des Immobilienbestandes.

⇨ Über den Kolumnisten


DI Mag. Markus Berchtold Ph.D.

VEV-Vorstandsmitglied, Inhaber von heimaten® – Ingenieurbüro für Raumplanung, Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Raumplanung und Dorferneuerung.

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